Boden unter den Füßen

Hürmann sucht Spielpartner fürs Training in San Francisco
Franz-Josef Hürmann hat wieder festen Boden unter den Füßen. Auf seiner Reise zu den Senioren-Weltmeisterschaften im Tischtennis hat der Altmeister der TTF Bönen am Sonntag in Oakland das Festland an der amerikanischen Westküste erreicht. Nach 35 Tagen ging der frühere Bundesligaspieler von Bord der Cap Jackson.
Das Containerschiff hatte Hürmann von Genua über den Atlantik, dann durch den Panama-Kanal in den Pazifik gebracht, mit Zwischenstationen in den Hafenstädten Cartagena (Kolumbien) und Manzanillo (Mexiko). Immer mit dabei: Hürmanns Fahrrad. Mit dem Rad war der Tischtennisfreund in Europa erst bis in die norditalienische Hafenstadt gestrampelt, nun wird er seine Reise in den USA ebenfalls im Sattel fortsetzen.
Erstes Ziel vor der WM, die Mitte Juni im US amerikanischen Las Vegas beginnt, ist San Francisco. Noch steht Hürmann aber unter dem Eindruck seiner Schiffsreise. „Ich habe die Zeit an Bord in vollen Zügen genossen“, sagt der Routinier nach über einem Monat auf See. „Langeweile ist selten aufgekommen.“ Und ein Höhepunkt wartete ganz zum Ende: Mit der Cap Jackson fuhr er unter der Golden Gate Bridge in die San Francisco Bay ein. „Ich konnte es kaum abwarten“, sagt Hürmann.
Die Zeit an Bord hat sich der Bönener mit Yoga, Lesen und im Fitnessraum vertrieben, aber auch mit Spaziergängen auf dem über 250 Meter langen Schiffskoloss. „Ich konnte auch immer mal einen Plausch mit den Seeleuten halten“, sagt Hürmann. „So manches Seemännische habe ich mir abgeguckt.“
Nur das Tischtennistraining kam auf der Reise bislang zu kurz: Zwar fand Hürmann tatsächlich eine Tischtennisplatte an Bord – allerdings keinen Spielpartner. „Mit drei Bällen kann man auch Aufschläge üben“, sagt der Altmeister mit einem Lachen. „Ansonsten bin ich über ein bisschen Ping Pong nicht hinausgekommen.“
Knapp einen Monat vor Beginn der Titelkämpfe in Las Vegas will sich Hürmann auf dem amerikanischen Festland nun die fehlende Spielpraxis zurückholen. „Ich brenne darauf, mal wieder richtig zu spielen“, sagt er. Bei seinem nächsten Stopp in den USA sollte das möglich sein: „Mein erster Weg wird in den Spin Club gehen“, sagt Hürmann. Die Spin Clubs verbinden überall in den USA professionelle Spielbedingungen fürs Tischtennistraining mit einer Bar, bekannt geworden ist das Konzept mit einem ersten Klub in Manhattan. Auch dort hat Hürmann bereits gespielt. „Hoffentlich trinkt man dort nicht nur Cocktails“, hofft Hürmann auf gute Sparringspartner.
Eine Alternative hat er sich allerdings längst zurecht gelegt: In der Bay Area in Santa Clara hat der Deutsche Stefan Feth, ehemaliger BundesligaSpieler und zwischenzeitlich auch als US-Nationaltrainer aktiv, ein privates Tischtennis-Center eröffnet. Die knapp 70 Kilometer aus San Francisco würde Hürmann für eine Trainingseinheit auf sich nehmen. Bis zum Turnierstart in Las Vegas sind es ohnehin noch einige Tage.
Die World Veteran Championships, das größte Tischtennisturnier der Welt, werden vom 18. bis 24. Juni im Las Vegas Convention Center ausgetragen. Der amtierende EM-Dritte Hürmann startet in der Senioren65-Klasse.
Von dort trennen den Bönener derzeit allerdings noch einige hundert Kilometer. Mit dem Rad durchquert Hürmann dabei auch das bekannte Death Valley im Herzen Kaliforniens.  jan