„Hatten damit schon gerechnet“

Vorzeitiges Saisonende trifft die Bönener nicht unvorbereitet
Bönen – Das Ende kam nicht unerwartet, aber unerwartet plötzlich. Am vergangenen Freitag gab der Westdeutsche Tischtennis-Verband (WTTV) bekannt, dass er die Spielzeit 2021/2022 nicht wieder aufnehmen wird. Der Verband hatte den Start in die Rückrunde vorher bereits zweimal verschoben und den Spielbetrieb zuletzt bis zum 20. Februar ausgesetzt. Schon als man die Saisonunterbrechung Ende Januar ausgeweitet hatte, hieß es aus der Verbandszentrale in Duisburg, dass es eine weitere Verlängerung der Saison nicht geben werde. Entweder man werde nach dem 20. Februar weiterspielen – oder zum dritten Mal in Folge eine Saison vorzeitig beenden. Letzteres ist nun eingetreten.

„Wir hatten damit schon gerechnet“, sagt Walter Darenberg, Trainer der TTF Bönen. Wenn man erst Ende Februar oder gar Anfang März mit den ersten Rückrunden-Spielen begonnen hätte, wäre die Zeit zu knapp geworden, um eine komplette Halbserie auszutragen. „Das hätte in der Praxis nicht funktioniert. Dann hätten wir am Ende noch am Ostersonntag spielen müssen“, erklärt Darenberg und lacht. Da alle Teams der Tischtennis-Freunde unter dem Dach des WTTV antreten, ist die Entscheidung des WTTV gleichbedeutend mit dem Saisonaus für den Mannschaftsspielbetrieb im gesamten Klub. „Das ist schon bitter“, sagt Darenberg.

Der Spielbetrieb der Altersgruppen Erwachsene und Senioren werde in allen Spiel- und Altersklassen „auf eine einfache Runde zurückgeführt“, heißt es in der Verbandsmitteilung. Weil in fast allen Spielklassen des WTTV die Hinrunde zu Ende gespielt wurde, wird die Saison nach den Tabellenständen zur Saisonhalbzeit im Dezember gewertet. Für den Saisonabbruch, der auch alle Ligen auf Bezirks- und Kreisebene betrifft, gibt es nur zwei Ausnahmen: Zum einen plant der WTTV unverändert, Relegationsspiele um Auf- und Abstiege im Mai auszutragen. Zum anderen will der Verband den Spielbetrieb in den Nachwuchsspielklassen auf freiwilliger Basis aufrechterhalten: „Die noch offenen Mannschaftskämpfe der Rückrunde stehen für eine einvernehmliche Austragung zur Verfügung.“

Die Folgen für die Mannschaften der TTF Bönen sind aus sportlicher Perspektive vergleichsweise milde. „Teilweise profitieren wir sogar vom Abbruch“, sagt Darenberg. Die erste Damen-Mannschaft stand in der NRW-Liga nach der Hinrunde an der Tabellenspitze und wird in die Oberliga aufsteigen. Auch das zweite Damen-Team wird wohl in der kommenden Saison eine Liga höher antreten können: Bönen hatte die Hinrunde in der Bezirksklasse als Tabellenzweiter beendet – unter normalen Umständen ein Aufstiegsrang. In der Verbandsliga der Herren sicherte sich Bönen indes mit seiner zweiten Mannschaft den Ligaverbleib und hat damit ebenfalls sein Saisonziel erreicht.

Unklar ist, was aus dem zweiten Aushängeschild des Klubs neben den NRW-Liga-Damen wird: Das erste Herren-Team beendet die Hinrunde als Tabellenzweiter in der NRW-Liga.
Damit würde Bönen eigentlich in der Relegation um den Oberliga-Aufstieg spielen. „Ich weiß aber nicht, wie es jetzt weitergehen wird. Eigentlich steht in der Wettspielordnung auch, dass bei einem Saisonabbruch alle Relegationsentscheidungen zugunsten der betroffenen Mannschaften ausgehen“, erklärt Darenberg. Das würde bedeuten, dass Bönens NRW-Liga-Herren Aufstiegsrecht bekämen. „Die Mitteilung des WTTV liest sich allerdings anders“, sagt Darenberg. Offenbar haben die Landesverbände und der Deutsche Tischtennis-Bund (DTTB), verantwortlich für die allgemeine Wettspielordnung und die Bundesspielklassen, in diesem Punkt noch Klärungsbedarf. Darenberg ist zu Ohren gekommen, dass man Anfang April eine allgemeingültige Entscheidung für alle Spielklassen treffen wolle. Bönen hätte gerne früh Klärungsbedarf. „Dann könnten wir auch frühzeitig planen“, sagt Darenberg.

Planen können die Bönener derweil für die westdeutschen Einzel-Meisterschaften, die ebenfalls in der vergangenen Woche für den 28./29. Mai in Essen neu terminiert wurden. „An dem Wochenende finden allerdings auch die deutschen Pokalmeisterschaften statt. Das ist etwas unglücklich“, sagt Darenberg. Er hofft, dass sich sowohl sein Damen- als auch sein Herren-Team über die noch ausstehende Endrunde im WTTV für die ‚Deutschen‘ qualifizieren werden. Auch hier steht jedoch noch nicht fest, wann das Endrundenturnier, das ursprünglich Anfang Januar im Wettkampfkalender stand, nachgeholt werden soll. Endgültig abgesagt wurde es nicht.

Aus organisatorischen Gründen bietet der Saisonabbruch den TTF Bönen sogar eine Chance. „Wir hätten, ehrlich gesagt, in der Rückrunde Probleme mit der Austragung unserer Heimspiele bekommen“, erklärt Darenberg. Noch immer ist die Sporthalle der Pestalozzi-Schule nur eingeschränkt für den Spiel- und Trainingsbetrieb nutzbar. „Daran hat sich leider wenig getan“, so Darenberg. Nachdem Bönen in der Hinrunde für viele Heimspiele das Heimspielrecht getauscht hatte, wären in der Rückrunde Terminschwierigkeiten unausweichlich gewesen. „Wenn man so will, ist das das einzig Gute, was der Saisonabbruch aus unserer Sicht mit sich bringt“, sagt TTF-Trainer Walter Darenberg. Jan