Ich bin dann mal weg

INTERVIEW :
Franz-Josef Hürmann fährt zur WM in Las Vegas – mit dem Fahrrad
Er sitzt wieder im Sattel. Franz-Josef Hürmann, Landesliga-Akteur der Tischtennisfreunde Bönen, wird im April bei den Senioren-Weltmeisterschaften in Las Vegas an den Start gehen. Für die Anreise vertraut er dem Fortbewegungsmittel seiner Wahl: Wie schon in den vergangenen Jahren bei Titelkämpfen in Schweden und Finnland wird der 68-Jährige auch vor dem Las Vegas Convention Center mit dem Fahrrad vorfahren.
Weil die Entfernungen allerdings ungleich größer sind, hat sich der frühere Bundesliga-Spieler diesmal bereits im März auf den Weg gemacht. Bei einem Zwischenstopp sprach Hürmann mit WA-Mitarbeiter Jan Lüke über seine Reiseroute, das WM-Turnier und einen großen Traum, den er sich bald erfüllen will.

Herr Hürmann, wo erreichen wir Sie gerade?
Franz-Josef Hürmann: In Zürich. Gleich geht mein Zug durch den Mont-Blanc-Tunnel nach Lugano. Mit dem Fahrrad schafft man es zu dieser Jahreszeit ja nicht so gut über die Alpen (lacht).

Wie geht es dann weiter?
Hürmann: Von Lugano fahre mit dem Rad durch die Schweiz und Süditalien nach Genua. Im Hafen wartet dort die Cap Jackson, ein riesiges Containerschiff, über 250 Meter lang. Das bringt mich und mein Fahrrad in die USA. Wir fahren an Gibraltar vorbei über den Atlantik und durch den Panama-Kanal weiter in den Pazifik. Mich schmeißen sie in San Francisco ab. Dort nehme ich wieder das Rad, durch das sogenannte Death Valley, nach Las Vegas.

Wie lange sind Sie auf dem Schiff?
Hürmann: 33 Tage! Über einen Monat! Die Besatzung sind zwölf bis 14 Leute. Aber ich habe meine eigene Kajüte, morgens wird zusammen gefrühstückt, mit der ganzen Crew.

Aber mit anpacken müssen Sie an Bord nicht.
Hürmann: Nein, die Zeiten sind vorbei. Vielleicht bekomme ich mal einen Anstreicherjob, damit mir nicht langweilig wird, aber das soll dann auch reichen (lacht).

Aber dass Sie nicht rechtzeitig bei der WM in Las Vegas ankommen, wenn Sie zu langsam unterwegs sind,kann nicht passieren?
Hürmann: Ich habe einen groben Reiseplan, aber der ist sehr flexibel und vor allem nicht darauf getaktet, dass ich jeden Tag 100 Kilometer Fahrrad fahren muss. Wenn das Wetter schlecht ist, setze ich mich in den Zug. Ich muss mir nichts mehr beweisen.

Auf Sie wartet schließlich auch noch das größte Tischtennisturnier der Welt.
Hürmann: Da freue ich mich riesig drauf. Ich werde viele alte Bekannte wiedersehen, die ich bei Welt- und Europameisterschaften in den vergangenen Jahren kennengelernt habe, teilweise kenne ich die ja seit Jahrzehnten. Und Amerika ist ein tischtennisverrücktes Land. Für das Turnier habe ich mir einiges vorgenommen.

Fehlt auf der langen Reise nicht das Training?
Hürmann: Ich hatte gerade erst ein paar tolle Trainingstage. Auf dem Weg in die Schweiz habe ich bei meinem Freund und Doppelpartner Gerd Werner in Freiburg Station gemacht. Wir haben uns ein paar heiße Duelle geliefert, das war klasse. Aber auf meiner Reise werde ich sonst nicht viel spielen können, das ist ja klar. Der Schläger ist dann etwas tiefer in den Satteltaschen.

Geht es nach dem Turnier Ende Juni wieder zurück nach Deutschland?
Hürmann: Nein, noch längst nicht! Ich habe ein Visum für ein halbes Jahr. Das will ich nutzen. Ich plane, Stellan Bengtsson (Einzel-Weltmeister von 1971, ehemaliger Spieler des TTC GW Bad Hamm – Anm. d. Red.) in San Diego zu besuchen, wo er mittlerweile wohnt. Und meinen Sohn Noel, der in der Nähe von Utah lebt. Er hatte in der Hinrunde ja ein paar Spiele für die TTF Bönen gemacht, als er zu Gast in Deutschland war. Wenn meine Knochen halten, möchte ich mir aber danach auch noch einen großen Traum erfüllen.

Welchen?
Hürmann: Ich möchte mit dem Rad die USA durchqueren. Von der Westküste bis zur Ostküste. Irgendwo an der Ostküste werde ich dann ein Schiff nehmen. Das braucht von dort nur elf oder zwölf Tage bis nach Europa. Aber den Saisonstart im September würde ich dann wohl verpassen (lacht).

Ich möchte mit dem Rad die USA durchqueren
(TTF-Spieler Franz-Josef Hürmann über seinen vielleicht wahr werdenden Traum)