Plastik- statt Zelluloidball wird Pflicht – aber erst ab 2019
BÖNEN : Der Tischtennissport bekommt ein neues Spielgerät. Zelluloid muss weichen und wird durch Plastik ersetzt, das in Zukunft ausschließlich zur Herstellung von Tischtennisbällen verwendet wird. Gefasst wurde dieser Beschluss vom Weltverband bereits 2011: Damals legte die ITTF fest, seine Wettkämpfe künftig mit Plastikbällen auszutragen.
Während das professionelle Tischtennis allerdings bereits seit über zwei Jahren ausschließlich mit den neuen Bällen spielt, ist das an der Basis anders.
Hier ist für viele Aktive und Vereine, so auch für die TTF Bönen, derzeit noch Zelluloid das Mittel der Wahl. Doch nun hat der Deutsche Tischtennis- Bund (DTTB) den Zelluloidbällen endgültig ein Ablaufdatum verpasst.
Mit Beginn der Saison 2019/ 2020, so beschloss der DTTB im Rahmen eines Dringlichkeitsantrags auf seinem Bundestag in Frankfurt, dürfen offizielle Wettkämpfe nicht mehr mit Bällen aus Zelluloid gespielt werden. Der Weltverband hatte das Material einst aus Gründen der erhöhten Brennbarkeit zurückdrängen wollen. Sowohl Produktion als auch Transport von Zelluloid sind mit enormen Risiken verbunden. „Erst mal ist es gut, dass es endlich ein Datum gibt, ab dem nicht mehr beide Ballvarianten benutzt werden können“, sagt TTFTrainer Walter Darenberg.
Bisher waren sowohl Plastik- als auch Zelluloidbälle erlaubt, deren Spieleigenschaften sich durchaus unterscheiden. „Es ist nicht wie der Unterschied zwischen einem Tennisball und einem Basketball, aber die Bälle sind schon anders“, sagt Darenberg. In einer sensiblen Sportart wie dem Tischtennis seien minimale Veränderungen im Verhalten des Spielgeräts entscheidend, so Darenberg.
So war es zum Beispiel auch, als die Ballgröße im Jahr 2000 von 38 auf 40 Millimeter verändert wurde. Das Problem derzeit: „Eigentlich spielt ja jeder mit einem anderen Ball. Es gibt kein einheitliches Material“, so Darenberg. Offizielle Turniere werden zumeist mit Plastikbällen gespielt. Meisterschaftsspiele mit der Mannschaft, gerade bei den Erwachsenen, überwiegend mit Zelluloid. Gerade in tieferen Klassen. Doch auch da gibt es wieder Ausnahmen.
„Es ist ein großes Hin und Her“, sagt Darenberg über den Wettkampfalltag. Die TTF selbst spielen im gesamten Verein noch mit Bällen aus Zelluloid. „Das hat den einfachen Grund, dass es derzeit noch der Ball ist, der mehr verwendet wird“, so Darenberg. Als Plastikballmannschaft im Kreise vieler Zelluloidballmannschaften müsse man besonders häufig vom einen auf den anderen Ball wechseln.
TTF wollen Ende der Saison umstellen
„So denken vermutlich viele“, sagt Darenberg. Zudem sei gerade in der Anfangszeit die Qualität der Bälle aus Plastik minderwertig gewesen. „Die waren teuer, haben aber nicht lange gehalten“, erinnert sich Darenberg zurück. Bereits 2014 hatte er mit der damaligen Bönener Regionalliga-Mannschaft überlegt, den Wechsel auf den Plastikball direkt durchzuführen. Einige Partien bestritt die Mannschaft damals mit Plastik, kehrte dann zu Zelluloid zurück.
Diese Überlegungen beschäftigen Darenberg auch jetzt wieder. „Wir werden das im Verein besprechen. Aber ich denke, dass wir nach dieser Saison auch umstellen werden“, sagt er. Den aktuellen Ballbestand könne man im Laufe der Saison aufbrauchen, was vor allem auch ein wirtschaftlicher Faktor für einen kleinen Verein sei.
Zudem tritt mittlerweile noch ein anderes Problem auf: Zelluloidbälle sind gar nicht mehr so leicht zu bekommen. „Die Produktionen wurden gestoppt oder reduziert. Es gibt immer weniger Bälle“, so Darenberg. Der weltweite Marktführer unter den Tischtennisherstellern, das japanische Unternehmen Butterfly, produziert die alten Bälle zum Beispiel schon gar nicht mehr.
„Die Gründe, nicht zu wechseln, werden weniger“, sagt Darenberg mit Blick auf den Beschluss, der spätestens in zweieinhalb Jahren ohnehin in einem Verbot endet. Glücklich mit der Entscheidung des DTTB, noch so lange auf eine endgültige Umstellung zu warten, ist der langjährige Bönener Übungsleiter dennoch nicht: „Die Probleme der vergangenen Saisons werden erst einmal bleiben: Mal spielst du mit dem einen Ball, dann mit dem anderen. Die Phase hätte man verkürzen können.“ Stattdessen wird es wohl bis zum letzten Tag der Frist dauern, bis auch die Letzten die Finger vom Zelluloid lassen. jan