Die TTF Bönen trauern um ihr Urgestein Lothar Stehl

Im letzten Jahr noch gratulierten die TTF Bönen ihm durch den WA zu seinem 90. Geburtstag, doch schon da war aus gesundheitlichen Gründen eine persönliche Gratulation nicht möglich.Am 25. Mai, verstarb er nach kurzem Krankenaufenthalt wegen einer unheilbaren Krankheit, kurz vor seinem 91. Geburtstag.

Vielen jungen Spieler*innen ist er nicht, oder nicht  mehr in Erinnerung. Seinen ehemaligen Weggefährten, die mit ihm bei der Vereinsgründung durch Zusammenschluss der Tischtennisabteilungen des CVJM Altenbögge und des TuS Bönen im Jahre 1979 dabei waren, umso mehr.

Zum Tischtennissport kam er, als sich der Fanfarenzug des TV Arminius Anfang der 60er Jahre auflöste und er mit seinem Bruder Helmut und anderen die Tischtennisabteilung des gleichnamigen Vereines gründete, aus dem später durch Fusion mit dem TV Jahn der TuS Bönen wurde. Sie spielten in der Anfangsphase noch an selbst gebastelten Tischen, im ehemaligen Saal der Gaststätte Lohmann an der Lenningser Straße.

Nach der Fusion mit dem CVJM Altenbögge, (später dann TTF Bönen), spielte er dort weiter und war bis heute Mitglied im Verein. Seine aktive Laufbahn beendete er im Jahre 2010, als er mit 76 Jahren sein letztes Pflichtspiel bestritt. Er spielte zwar überwiegend in den unteren Ligen, war aber für seine Mannschaften fast immer ein Punktegarant.

Noch wichtiger aber war seine Zuverlässigkeit, er verpasste kein Spiel, wenn er aufgestellt war. Sein Markenzeichen war sein Stirnband, mit dem er seine streng nach hinten gekämmten Haare in Schach hielt. Seine Gegner aber fürchteten vor allem sein unorthodoxes Abwehrspiel mit seinem „Brettchen“.
Lothar bestritt insgesamt 417 Spiele, für sein 400. wurde er im September 2007 geehrt.

Neben seiner Zuverlässigkeit als Spieler, war es auch seine Hilfsbereitschaft, bei Veranstaltungen des Vereines mit anzupacken und als Helfer zur Verfügung zu stehen, was ihn für den Verein so wertvoll machte.
Ohne ihn fand kaum ein Heimspiel der ersten Mannschaft statt. Udo Lang bezeichnete ihn einmal als „stets korrektes und pünktliches Urgestein“ des Vereines, ohne den kein Spiel beginnen durfte. Erst wenn er den Fuß in die Halle setzte, wussten die Altenbögger: „Aha – Lothar ist da – Zeit für den Anschlag“.

Als begeisterter Radfahrer nahm er seit 1987 an allen Radtouren des Vereins teil. Auch die zuletzt stattgefundene Fahrt vor 3 Jahren nahm er als 88jähriger noch locker wahr.

Lothar konnte sich wunderbar über so manches schlechte Spiel aufregen, auch über sein eigenes, zeigte seinen Unmut aber nur verhalten. Spannende Spiele machten ihn immer völlig unruhig.
Das zeigte sich auch beim „Rudelgucken“ mit seinen Vereinskameraden bei den Fußball- Weltmeisterschaften der letzten Jahre. Immer wenn es eng wurde, tigerte Lothar  in der Straße auf und ab und kam erst mit dem Schlusspfiff wieder dazu.

Noch heute unvergessen ist bei den damals Anwesenden ein Spiel der zweiten Mannschaft in den 80ern. Es ging um den Aufstieg in die Landesliga, und Ewald Reinert, Bönener Florist und Friedhofsgärtner, stand beim Stand von 19:18 im Entscheidungssatz (damals gingen die Sätze noch bis 21), der Angstschweiß auf der Stirn. Als er an die Spielfeldumrandung  kam, um den Ball aufzuheben, der ihm gerade den Rückstand gebracht hatte, fragte ihn Lothar, der den Ernst der Situation wohl nicht wahrnahm: „Ewald, habt ihr auch Stachelbeersträucher“? Allgemeines Entsetzen war die Folge, aber der nervenstarke Ewald Reinert gewann das Spiel letztlich doch in der Verlängerung.

Nach  seiner  aktiven Zeit (sein letztes Spiel bestritt er 2013 als 79jähriger),  nahm  Lothar aber  auch weiterhin  am Training der „Alt – Herren – Truppe“ teil. Die bestand aus seinen ehemaligen Mannschaftskameraden, um die inzwischen verstorbenen Helmut Neemann, Dieter Baumgärtner, Wilfried Rogalski und  Wigbert Both. Später dann wohnte er  dem Training als Zuschauer und kritischer Kommentator,- mit Bier in der Hand,- bei.

Und er hielt sich mit Radfahren fit, es gab kaum einen Tag, an dem er nicht mit seinem Rad, später einem E-Bike, seine Runden drehte. Wie er selbst sagte, mindestens 20 Km am Tag und das bei jedem Wetter. Auf seiner Rundfahrt kam er meistens noch bei seinem Bruder Helmut auf ein Bierchen vorbei.
Das allerdings musste er, so schwer ihm das auch fiel, in den letzten Jahren seines Lebens aufgeben und seinem Alter und seiner Krankheit Tribut zollen.

Er findet nun  am Dienstag, den 17.Juni  auf dem Altenbögger Friedhof seine letzte Ruhestätte.
Seine Tischtennisfreunde werden ihn immer in bleibender Erinnerung behalten und hin und wieder dabei schmunzeln, er war ein gutes Beispiel für Sportsgeist, Fairness und Bescheidenheit.
Die Tischtennis-Freunde Bönen