Abschaffung der Nutzungsgebühren stehen bevor

Bönen – „Das ist die beste Nachricht des Tages“, fasste der TuS-Vorsitzende Uwe Varlemann die Stimmungslage in den Bönener Sportvereinen zusammen. Am Donnerstagabend entschied sich der Ausschuss für Familie, Sport und Kultur auf seiner Sitzung einstimmig dazu, dem Rat aufzutragen, die 2012 beschlossenen und 2014 erstmals erhobenen Sportstättennutzungsgebühren für Hallen, Außenanlagen, das „Bad & Sauna“ sowie die Schießsportanlage in der Goethegrundschule zum 1. Januar 2017 wieder abzuschaffen. Die Einsparungen für die Gemeinde, die sich diese im Rahmen des Stärkungspaktes NRW erhofft hatte, stünden in keinem Verhältnis zu dem Aufwand, der dafür betrieben werden müsse, erklärte Thomas Köster von der SPD.
„Wir haben das als Gemeindesportverband immer gefordert und vor der Wahl auch beiden Bürgermeisterkandidaten ins Gebetbuch geschrieben. Für den Sport ist das ein großer Tag“, sagte der GSV-Vorsitzende Dirk Presch.
Durch Anträge der Jungen Union, der SPD und der CDU im Februar, die den Verwaltungsaufwand der Gemeinde und die Belastung der Vereine überprüft haben wollten, nahm die Sache weiter Fahrt auf. Ersterer war durch die Abwicklung und Abrechnung der Gebühren „nicht unbeachtlich“ wie es in der Sitzungsvorlage heißt. Ungleich verteilt waren die Kosten auch. Acht Klubs zahlten 84 Prozent der Gesamtsumme.
Summe hat nie die Ziele erreicht
Letztlich verfehlten die Gebühren auch das ursprüngliche Konsolidierungsziel. 107 000 Euro waren anfangs anvisiert worden, die Einnahmen beliefen sich aber nur auf knapp über 40 000 Euro, auch weil die Vereine, zum Beispiel die Schützen, ihre Übungsstunden reduzierten oder die Gemeinde Klubs wie dem TVG Flierich-Lenningsen und der SpVg Bönen entgegenkam, so dass sie ihre Zahlungen durch Eigenleistungen verringern konnten. Die Unterbringung der Flüchtlinge in der Ermelingschule drückte ebenfalls die angedachte Summe, weil mit den durch die Verlegung der Stunden betroffenen Vereinen Sonderregelungen ausgemacht wurden. Zudem kommt die Sitzungsvorlage zu dem Schluss, dass die Nutzungsgebühren für die zukünftige Entwicklung des Ehrenamtes kein gutes Signal seien. Presch betonte, dass fast ein Drittel der Gemeindemitglieder in Sportvereinen organisiert sei. „Keine der Fraktionen wollte die Gebühren“, sagte der Ausschussvorsitzende Detlef Pilz von der CDU. Sie seien auf Biegen und Brechen eingeführt worden. Ruth Tietz von der Linken erklärte, dass sich die Gemeinde kaputt spare, aber nur Peanuts dabei herumkämen,
Die Freude der Vereinsvorsitzenden über diese Entscheidung war groß. „Das ist Klasse für alle“, meinte Peter Hahnemann von der SpVg, die rund 5000 Euro zu zahlen hatte, „die wir jetzt wieder in den Sport stecken können“. Er freute sich, dass der Bürgermeister Wort gehalten hat. Stephan Rotering hatte im Wahlkampf die Abschaffung der Gebühren versprochen. Für Karsten Schilling, den Vorsitzenden des RSV Altenbögge, ist die Entscheidung ein „Rückschritt in die Normalität“. Die Handballer stemmten ihre Zahlungen von 3500 Euro zwar auch mit Hilfe von Sponsoren, mussten aber Projekte für die Jugend streichen. „Das haben wir als ungerecht empfunden.“
Die größte Summe musste die TuS als mitgliederstärkstem Sportverein der Gemeinde entrichten. Auf 13 000 Euro belaufen sich die Kosten, die die TuS über Beitragserhöhungen finanziert hat und nun in die Jugendförderung und in Ausrüstung investieren kann. „Chapeau vor der Politik, dass sie sich dazu durchgerungen hat“, sagte Varlemann: „Das zeigt den hohen Stellenwert, den der Sport in der Gemeinde hat.“
Vielleicht mit am meisten zu leiden hatten die Tischtennisfreunde unter den Gebühren. Die 3600 Euro sorgten seit 2014 für einen Fehlbetrag in der Kasse, obwohl der Verein zweimal den Beitrag um je einen Euro erhöht hatte. „Wir hätten aber um 4 Euro erhöhen müssen. Das war überhaupt nicht realistisch“, sagt der 2. Vorsitzende Jens Topel. Neben wegbrechenden Sponsoren machten die Gebühren den Erhalt der Regionalliga-Mannschaft unmöglich, die TTF gaben zudem den Montag als Trainingstag ab. „Das ist der richtige Weg, darauf haben wir immer hingearbeitet“, sagt Topel nun. „Ich hoffe, dass das jetzt schnell geht“, wartet er darauf, dass der Rat bald dem Entschluss seine Zustimmung erteilt. – bob

 

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