Zaferna XIII (01.07.- 11.07.2009)

Die Zafernahütte im Kleinwalsertal. Zwölf Mal sind sie bislang schon dort gewesen: Margret, Wigbert und die anderen Abenteurer der Tischtennis-Freunde. Jedesmal wenn sie zurück kamen erzählten sie unglaubliche Geschichten und spaßige Anekdoten. Dabei umspielte ein Lächeln ihre Lippen und ein heller Glanz schimmerte in ihren Augen.

Servus, ich bin Simon. Es war mein erstes Mal. Und ich werd’ es wieder tun… 

 

Der Spaziergang • Die Gruppe war noch nicht komplett: Innerhalb der nächsten beiden Tage würden noch drei Familien mit sieben Kindern anreisen. Und Timmä fehlte. Für alle Anderen bot sich auf dem ersten gemeinsamen Spaziergang nach Riezlern die Gelegenheit, sich zu beschnuppern (also, fast alle: Manche mussten noch für die Verpflegung der ganzen Bande die Vorräte zur Hütte karren; muchas grazias, amigos).

Der Weg ging stetig bergab und es gab nur wenige, sanfte Anstiege. Also keine technischen Schwierigkeiten. So blieb Zeit, die eigene Ausrüstung auf ihre Tauglichkeit zu überprüfen. Was soll ich sagen: Ich bin neu hier, ich bin ein Greenhorn! Ich hatte meine wind- und regendichte Jacke vor der Anreise falsch gereinigt und musste nun feststellen, dass sie starkem Regen nicht sehr lange standhielt. An meinen Füßen spürte ich bald Druckstellen. Meine Boots waren stolze 12 ½ Jahre alt, aber auch seit 12 Jahren nicht mehr benutzt. Dafür würden sie sich in Kürze mit Blasen an meinen Fersen rächen.

In Riezlern gönnten wir uns in einem auf Schoko-Gedöns spezialisiertem Café eine Stärkung, ehe es mit dem Bus und Lift zurück zur Hütte ging, wo wir die ersten Neuankömmlinge in Empfamg nehmen konnten. Fernando, Franz-Josef und ich verzichteten auf die Liftfahrt und stiegen mit strammem Schritt zu Fuß den Berg hoch. Es fühlte sich eigentlich ganz gut an, dieses Wandern. Noch…

 

Die Wanderung • Gleich nach dem Frühstück konnten wir neun neue Zafernafahrer begrüßen und auf der Hütte wurde es wunderbar lebhaft! Auf dem Programm stand ein Klassiker der Zafernafahrten, wie ich gehört hatte: Die Wanderung nach Baad. In kleinen Grüppchen ging es bei strahlendem Sonnenschein den oberen Höhenweg entlang in Richtung Süden. Mark und Adalbert legten ein unglaubliches Tempo vor. Sie konnten erst von einem felsigen Bachlauf aufgehalten werden, wo sie sich ihre T-Shirts vom Leib rissen und in die Sonne flackten. Jeder vorbeikommende Wanderer wurde mit wilden Posen begrüßt. Fernando und ich sahen derweil Jochen ein wenig beim Wandern zu. Welcome to Greenhorn Valley: Sein voll gepackter Rucksack war – ähm – auf der Zafernahütte und an seinen strahlend weißen Wander-Turnschuhen haftete zunehmend feuchter Waldboden. Wenige Meter bevor wir die befestigte Straße erreichten, passierte das Unvermeidliche: Jochen ditschte aus, schlug wild mit den Flügeln und maulte sich. Nun klebte der frische Schlamm nicht nur an seinen Schuhen, sondern auch am Shirt, dem Arm, beiden Beinen und der Short. Köstlich!

In Baad trafen wir Margret, Erik und Eva, die es irgendwie geschafft hatten, schneller dorthin zu gelangen als wir. Mit dem Bus, vermute ich mal. Nachdem wir uns ausreichend erholt und verpflegt hatten, stiegen wir hinauf zur Bärgunthütte. Erik, der ganz schön schwer geworden ist, fand wandern mit Mami und dem Onkel irgendwie klasse. Öffentliches Windeln wechseln vor der Hütte dagegen… Während die meisten noch zur inneren Widdersteinalpe weiterwanderten, stieg ich mit Erik, Eva, Anja und Carsten ins Tal ab. Gute Laune wurd’ auch schon mal anders geschrieben: Carsten plagte eine alte Fußverletzung und Anja, Eva und mir machte die zunehmende Hitze zu schaffen. Nur Erik ging’s gut: Er schlief friedlich im Bondolino™ auf Lieblingstante Anjas Bauch. Im Tal ruhten wir uns dann ein wenig im Schatten aus und warteten auf den Rest der Crew. Zurück nach Hause ging es, dann wieder mit der kompletten Truppe, mit dem Bus. Nur nicht für Michael und Martin: Sie wanderten den Weg entlang der Breitach und waren – unglaublich das – genauso schnell wie wir! Man munkelt, eine Baustelle habe den Bus aufgehalten, aber davon wollten die beiden nichts wissen…

 

Der Gipfel • Es versprach ein großartiger Tag zu werden, denn es stand die erste Gipfeltour auf dem Programm. Zunächst ging es sanft bergauf zur Fluchtalpe. An der einzigen steilen Stelle legten Luisa und Michael einen kräftigen Sprint ein. Verrückt, die beiden, aber noch zu toppen: Franz-Josef ließ sich von einer Kuh den Bauch schlecken. Nach ausgiebiger Pause an der gemütlichen Alpe begannen Ben, Lukas, Uta und Thomas mit dem Abstieg ins Tal, wir Anderen stiegen den steilen Weg zur Wannenalpe hinauf (die nicht bewirtschaftet ist und nicht einmal eine Bank für müde Wanderer bereitstehen hat!). Unterwegs kümmerten sich Laura und Martin unentwegt um Wunden und Blasen an fremden Füßen. Rührend. Ich brachte Fernando nach SERVUS und GRÜSS GOTT noch eine weitere wichtige Grußgeste der Alpen bei: Das BERG HEIL. Für später…

Von der Wannenalpe begleiteten Luisa und Laura den zunehmend ermattenden Michael zur inneren Kuhgehrenalpe, wo sie sich etwas erholen und erfrischen konnten. Mark, Adal, Franz-Josef, Fernando, Martin und ich brachen, für mich plözlich und unerwartet, nach kurzer Trinkpause auf zur letzten Etappe auf die Hammerspitze, den die Allgäuer Schüsser nennen. Nicht zu verwechseln mit dem Schüsser, der in Bayern Hammerspitze heißt, ist klar? Es ging zügig bergauf. “au…e,” keuchte Mark. Er meinte PAUSE und nicht RAUCHEN, wie ich zunächst dachte. Auf dem Gipfelgrat ereilte uns dann ein kräftiger Schauer. Aber dessen unbeeindruckt standen wir kurze Zeit später und schneller als erwartet auf dem Gipfel. The Summit! Dazu klarte der Himmel auf und die Sonne beschien unser Gipfelglück. Fernando entrollte eine mexikanische Flagge und ließ sich damit in alle 360 Himmelsrichtungen fotografieren. Sein erster Alpengipfel. Estoy muy orgulloso de Fernando, mi hijo!

Schließlich begannen wir mit dem Abstieg. Franz-Josef, der am Abend noch ein Date in Oberstdorf hatte, Adal und Mark stiegen zügig bergab, um die Anderen an der Kuhgehrenalpe einzusammeln. Für Fernando, Martin und mich ging es etwas langsamer, aber wir trödelten keineswegs: Der letzte Lift zur Zafernahütte fuhr um 16:30 Uhr. Unsere Deadline und wir hatten keine Zeit zu verlieren. “Vamos, amigos. Venga, Fernando, venga VENGA!” An der Alpe hielten wir nur kurz: Martin holte sich einen Wanderstempel (unverzichtbar) und Fernando entfernte ein Steinchen aus seinem Schuh. Innerlich befühlte ich mein zweites Untergeschoss: Der rechte Socken war arg verrutscht und meine Hacken schmerzten. Dort, wo sich kürzlich noch Haut befand, mussten nun zwei gigantische Blutbasen sitzen. Die Rache meiner Wanderschuhe. Ich traute mich nicht, einen Blick darauf zu werfen, denn wenn ich jetzt meine Schuhe auszöge, hätte ich niemals mehr die Füße für den weiteren Abstieg hineinquetschen können. Aber ich wollte nicht die nächste Woche sitzend vor der inneren Kuhgehrenalpe verbringen, und barfuß wandern wär’ auch keine prickelnde Option…

Strammen Schrittes ging es weiter. “Den Lift bekommen wir noch,” prophezeite Martin. Kein Wort glaubte ich ihm davon, NICHT EIN WORT! Die Wetten darauf standen 1:99 bzw. Martin gegen den Rest der Welt. Schnell die Mütze unter kaltes Wasser halten, kühlen Kopf bewahren. Und laufen, immer weiterlaufen. “Das Zeitfenster schließt sich langsam,” hätte Franz-Josef vermutlich gesagt. Im Tal angekommen, kurz vor der Breitachbrücke, sahen wir den Bus, der uns zum Lift hätte fahren können. “Laufen!” entschied Martin und wir begannen den letzten Anstieg vom Bachlauf zum Lift. In unseren Gesichtern spiegelte sich nur noch Müdigkeit, von Fernandos Augen war nur noch das Weiße sichtbar. Im Dorf angekommen begegnete uns wieder der Bus. Martin, wie machst Du das immer mit den Bussen?!? Irre. Um 16:23 Uhr standen wir endlich an der Liftstation. Erschöpft, aber glücklich. Mein Kopf glühte und meine Füße waren Hackfleisch.

Jochen verpasste die grandiose Gipfeltour leider, statt dessen beschritt er den Weg der Erkenntnis: Er hatte ein neues Paar Wanderschuhe erstanden und – ACHTUNG – dazu farblich passende Socken. Seine erste Tour führte ihn von der Talstation des Lifts zu fuß zur Zafernahütte. Danach saß er erschöpft vor der Hütte und wimmerte: “Ich bin so ein schlapper Sack…”

 

Am Sonntag hatte Wigbert Geburtstag. In der Nacht hatten wir ihn schon hochleben lassen und ihn kräftig besungen. Franz-Josef hatte dazu einen stimmgewaltigen Chor auf die Beine gestellt. Ähm, beinahe jedenfalls: Beim Casting waren so ziemlich alle Bewerber durchgefallen, so dass nur Michael, Fernando und ich es mit der Bass-Stimme in die Mottoschow schafften. Tenor, Alt, Sopran und den ganzen Rest übernahm der Boss dann lieber selbst. “Heute feiern wir Geburtstag, darum singen wir ein Lied…” Beschenkt wurde Wigbert natürlich auch.

 

Schwesterchen, übernimmst Du kurz?

 

Die Kutschfahrt • Unser Geschenk für ihn war eine ganz besondere Bergtour: Eine Kutschfahrt zur Melköde. Begleitet wurde er von Margret, den mitreisenden 8 Kindern, deren Müttern und Franz-Josef.

Losgehen sollte es um 14 Uhr, aber da wir früh dran waren, konnten wir beobachten, wie die Pferde, zwei schöne, starke Kaltblüter, gewaschen und vor den Planwagen gespannt wurden. Dann nahmen wir unsere Plätze ein: Zwei Kinder durften vorne beim Kutscher sitzen, wir anderen machten es uns hinten im Planwagen bequem.

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Aufgrund der vielen Steigungen machten wir immer wieder kurze Pausen, damit sich die Pferde erholen konnten. Diese nutzten die Kinder zum Plätze tauschen, damit auch jeder einmal in den Genuss kam, ganz vorne sitzen zu dürfen. Recht bald hatten wir die breite, asphaltierte Straße verlassen und sind in einen engen, geschotterten Fahrweg eingebogen. Hier hat der Kutscher den Tieren noch kurz eine Verschnaufpause gegönnt und dann hieß es: „Gut festhalten!“ und schon starteten die Pferde einen zügigen Trab den Berg hinauf und wir wurden ordentlich durchgeschüttelt. Justus rief immer wieder: „So ein Abenteuer!“ – Recht hatte er…

An der Melköde angekommen wurden wir schon vom Rest unserer Gruppe erwartet. Die beiden Pferde hatten sich eine längere Pause verdient und auch wir kamen in den Genuss von frischer Milch, Kuchen, einer Brotzeit oder einem kühlen Bier.

Auf dem Rückweg sind Alex und Uta mit den Anderen zu Fuß gegangen. Dafür haben wir Fernando, der noch nie eine Planwagenfahrt mitgemacht hatte, Thomas und Jochen aufgenommen. Nach und nach haben wir die Wanderer überholt. Alex und Holger waren besonders ehrgeizig und haben noch ganz schön lange mit dem Planwagen mithalten können. Sportlich, sportlich!

Da es schon sehr spät war, als wir wieder am Reiterhof angekommen sind, fuhr natürlich der Lift nicht mehr. Aber Wigberts und Margrets Sorge, dass sie den anstrengenden Weg zur Hütte zu Fuß bewältigen müssten, war völlig unbegründet. Ausnahmsweise durften wir mit dem Auto bis zur Hütte fahren.  •  Eva P.

 

Einkehren (Lady-Tour) • Eigentlich war irgendsoein Gipfel unser Ziel. Aber was tut man, wenn es schifft das Wetter zu schlecht für gute Aussicht vom Berg ist und man sich nur ‘nen nassen Arsch holt eine Erkältung riskiert? Richtig, man wählt einen Weg, an dem möglichst viele Hütten und bewirtschaftete Almen liegen, um so oft wie möglich EINZUKEHREN. Dieses “Einkehren” heißt im Klartext: Man setzt sich in eine vom Kamin erwärmte Stube oder auf eine windgeschützte Terrasse, nimmt eine herzhafte Kleinigkeit zu sich und erfrischt sich mit einem Kaltgetränk. Oder mit Fernandos Worten: Man latscht nur einen Berg hoch, um Bier zu trinken (diese Fehlinterpretation sei ihm aufgrund seiner alpinen Unerfahrenheit verziehen).

Unser Weg führte uns hinauf ins Gemsteltal. Zunächst vorbei an der Alm A (Nebel bei einsetzendem Nieselregen) hoch zur Hütte (starker Regen, Sichtweite bis zum Vordermann), wo wir einkehrten und uns stärkten. Gemeinsam reimten wir ein Sprüchlein fürs Hüttenbuch und ließen uns bereitwillig vom Wirt unsere Gipfelambitionen für diesen Tag ausreden. Dennoch stiegen wir weiter bergan in Richtung Joch, um kurze Zeit später an Tümpel (Kälte, Regen von vorne, der Seite und unten) doch umzukehren. Auf dem Rückweg ließen wir Hütte (windig, trocken, aber sehr stark bewölkt) links liegen und kehrten lieber an Alm A (auflockernde Bewölkung) für eine kräftige Brotzeit mit Bergkäse und diversen Würsten ein. Weiter in Richtung Tal führte unser Weg noch zu Alm B (heiter bis wolkig bei angenehmen Temperaturen), wo wir kurz für einen widerlich schmeckenden Enzian bzw. Marillenbrand einkehrten. Das sich permanent bessernde Wetter und das klare Schnäps’le lockerten die Beine und Stimmung. Nachdem wir vom Tal mit dem Lift den letzten Gegenanstieg überwunden hatten kehrten wir ein letztes Mal ein: in der Sonna Alp (strahlender Sonnenschein!).

 

Ich bin ja lernfähig. Bitte ersetzen sie gedanklich im vorangegangenen Abschnitt Alm A durch Hintere Gemstelalpe, Hütte durch Obergemstelhütte und für Alm B denken sie sich Gemstel-Schönesbodenalpe. Tümpel hat weiterhin bestand, der heißt wirklich so…

 

Bergabenteuer • Am Dienstag wagten sich Wigbert, Ben, Lukas, Uta, Franz-Josef, Jule, Laura, Alex, Elke, Holger und ich trotz regnerischem Wetter an das “Bergabenteuer”. Ein Großteil der Gruppe begleitete uns, um uns dabei zuzuschauen. Nur Luisa und die coolen Jungs nicht. (Ach, soll Martin gleich selbst erzählen…) Nach dem Anlegen des Klettergurts und Anpassen des Helms begann das Abenteuer mit Abseilen und Klettern an einer nassen und glitschigen Felswand. Schon nicht jedermanns Sache, ich hatte schnell einen Puls von 160 Beats. Hochgekommen bin ich trotzdem ohne ins Seil zu fallen, werweisswie. Weiter ging es mit einem gemütlichen Spaziergang in Richtung Pausenplatz, aber zwischen uns und dem Mitagessen lag noch die Breitach, die wir auf einem schwankenden Seil im Zweierteam überqueren sollten. Laura nahm mir das Versprechen ab, sie herüber zuziehen, falls sie ins Sicherungsseil fallen sollte. Brauchte ich aber nicht: Irgendwie hampelten wir beide, glücklicherweise unfallfrei, auf die andere Bachseite. Dort gab’s zur Stärkung erstmal ‘n Antennenbrötchen (“Fühlst Du mal, ob die Wurst heiß ist?” – “AUTSCH! Geht so…”)

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Nach der Mahlzeit folgte das absolute Highlight: Der “Flying Fox”, ein ca. 30 Meter langes und sehr steil abfallendes Seil über der Breitach, an dem man mit einer Winde herunter rauschte. Das fezte! Franz-Josef schenkte Laura und mir seine Fahrten, er hatte das ja “schon 100 Mal gemacht”. Thanks, F.-J., Gott schütze Dich! Weiter ging es zu fuß talwärts zur höchsten Breitachbrücke weit und breit, von der wir uns am Seil 20 Meter in die Tiefe stürzen konnten. Elke überredete sich, nach anfänglichem Zögern, selbst dazu. Alex holte sich hier den Riesenkick: “Nochmal, ich mach das sofort nochmal!” Tat sie, mehrfach. Ich vermasselte mit unfreiwilliger Slapstick meinen mit Franz-Josef angepeilten Tandemsprung (also, nebeneinander, nicht aneinander): Zuerst vergaß ich, das Brückengeländer los zulassen, dann rutschte ich auf einem nassen Blechschild weg und zappelte wie ein Käfer auf dem Rücken. Der Guide am anderen Ende des Sicherungsseils bewies Weitsicht und liess mich behutsam und sanft, also sehr viel langsamer als Franz-Josef nebenan, zur Talsohle gleiten. Damit endete das Bergabenteuer. Mit einem überfüllten Bus fuhren wir schließlich zurück nach Mittelberg. Wir waren bedient und von den Strapazen des Tages stehend K.O.

 

So, Martin, und jetzt kommst Du!

 

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Canyoning • Luisa, Fernando, Tim, Adal, Mark und ich fuhren mit dem Bulli zum Walserhaus, wo wir uns mit Uli trafen. Nach dem Einkleiden – für Tim die größte Anstrengung an diesem Tag – ging es zum Einstieg ins Schwarzwasser unterhalb der Kletterwand. Nach der kurzen Einweisung ging es sofort mit einer Seilbahn durch einen Wasserfall los. Der folgende Sprung war nicht jedermanns Sache… Dennoch machten alle in ihrem Frosch-Outfit eine gute Figur. Und dass es unterwegs wiedermal regnete, machte uns allen gar nichts. Auf einer Brücke stehend konnten die Bergabenteurer uns beim Abseilen beobachten und Fotos machen. Ach ja Mark, beim Abseilen nicht stehen bleiben! 😉

Nach drei Stunden waten, schwimmen und abseilen wagten wir uns dann zu den finalen Sprüngen an der Naturbrücke. Hier konnten wir auch Fernando zu einem Sprung in das eiskalte Wasser pushen.

Nach dem Umziehen ging es dann wieder zurück. Uli schnell abgesetzt, hochgeliftet und ab in die Sonna Alp. Gegen den Bärenhunger hilft nur eins: „Wiener Wahnsinn“ oder „ein halbes Schwein auf Toast“.  •  Martin Teumert

 

Das Märchenschloss • “Ein Tipp: Seht euch Neuschwanstein von außen und Hohenschwangau von innen an,” sagte Wolle. Und das taten wir auch (ein echter Geheimtipp; leider jetzt nicht mehr geheim). Nachdem ich mich verfahren, den Motor abgewürgt hatte und die Kids zur Toilette waren, kamen wir schließlich wohlbehalten an den bayovarischen Königsschlössern an. Dort herrschte auch Sonnenschein. Endlich, Sonne! Zunächst stand das Mittagessen auf dem Programm. Ich kaufte (einfach so) den hässlichsten und teuersten Regenschirm, den ich je besaß: Das Touristen-Modell “Germany-in-Bildern-bei-gutem-Wetter” (surrealer Trash). Fernando ließ keine Gelegenheit aus, sich mit Touris in folkloristischer Tracht abzulichten. Schließlich schlenderten wir hoch zum Schlößchen, wo Martin unsere Führnung gebucht hatte, genossen die netten An- und Ausblicke und das gute Wetter. Habe ich schon erwähnt, dass die Sonne schien?!?

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“Dies ist das sogenannte Billiardzimmer.” So begann unsere Führung in Hohenschwangau, übrigens Anjas Zweitwohnsitz, und so hätte sie meinetwegen auch schon enden können. MOM / WOW: Ein ca. 175 Jahre alter Snookertisch, die Banden aus Leder, das D in den Filz gestickt und nahe des Spots für die gelbe Kugel ein gigantisches Brandloch (damals durfte man wohl noch mit Pils und Fluppe an den Tisch)! Aber die Führung ging auch weiter. Lauras Highlights waren der Schreibtisch und ein gigantischer Lesestuhl und Fernando wollte unbedingt auf einem grünen Chaiselon probe sitzen. Durfte er aber nicht! Alles in diesem Schloß war so gigantisch und prächtig. Und aus jedem Fensterchen gab es eine grandiose Aussicht. Wir waren mächtig beeindruckt, alle, aber sowas von!

Danach taten wir, was alle Touristen hier taten: Hoch zur Marienbrücke (wahlweise mit dem Bus oder zu Fuß), sich gegenseitig auf die Füße latschen und den traumhaften Anblick vom eingerüsteten Schloß Neuschwanstein über den ausgedörrten Feldern Bayerns genießen. Die weltweit bekannteste Aussicht Deutschlands! Nachdem wir gefühlte 1000 Fotos geschossen hatten, pilgerten wir herunter zum Schloß. Gigantisch und traumhaft schön, erst recht der Innenhof. “Das ist die Treppe, wo Aschenputtel ihren Schuh verloren hat,” sagte ich. “Ehrlich?” staunte Lollo. Naja, möglicherweise auch nicht… Auf dem Weg zu den Autos alberten wir noch ein wenig herum. Lauras Interpretation der Mary Poppins mit dem hässlichsten Schirm der Welt dürfte wohl auf ewig unerreicht bleiben. Dazu schien, ihr wisst es bereits, die Sonne. Es war ein wundervoller Tag im Klischee…

 

Donnerstag, 9. Juli. Das Wetter versprach ganz passabel zu werden, zumindest an der Zafernahütte. Ich blieb an der Hütte zum chillen, Sonnenstrahlen-in-Lichtgeschwindigkeit-gegen-den-Körper-prallen-lassen und Kinder bespaßen. Wir spielten Körperverbiegen, Trampolin, den Hang runter rollen und Besenmotor-Kisten-fahren. Michael entpuppte sich dabei als das wildeste und albernste aller Kinder.

 

Martin, was habt ihr denn so gemacht?

 

Horn & Köpfe (Gentlementour) • Am Donnerstag machte Fernando seine erste Gondelfahrt mit der Walmendingerhornbahn, mit ihm die Familien und Margret. Die „Gentlemen“ mit Laura, Luisa und Claudia erklommen den Gipfel zum Walmendinger Horn zu Fuß. Von hier ging’s hinab zur Muttelbergalpe, wo sich die Gruppe trennte. Geführt von Franz-Josef ging es über den Muttelbergkopf und die Ochsenhofer Köpfe hinab in die Scharte, während Jochen, Fernando und ich eine ausgiebige Brotzeit an der Oberen Lüchlealpe genossen. Hier musste Jochen leider feststellen, dass er seine Klümpchenverpackung weiter mitschleppen muss. „Was soll ich mit deinem Müll?“ fragte der freundliche Öhi.

Kurz vor der Ochsenofer Scharte holte uns dann das Mistwetter mit einem Graupelschauer ein. Franz-Josef hätte zu gerne den Abstieg durch Schwarzwassetal gemacht, wurde aber von der Vernunft darauf hingewiesen, doch über die Starzelalpe nach Baad abzusteigen.

An der Starzelalpe teilte sich die Gruppe erneut. Die Jüngeren stiegen trocken ab, während die „Väter“ noch im Stierhof einkehrten. Da wir noch auf den Bus warten mussten, rasteten wir „kurz“ am Starzelhaus und noch einmal kurz vor der Bushaltestelle. Zum Bus mussten wir dann rennen… Schließlich wurden wir auf der Sonna Alp ja schon erwartet.  •  Martin Teumert

 

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Die Breitachklamm • Zum Abschluss der Zafernafahrt wollten wir gemeinsam die Breitachklamm bei Oberstdorf durchwandern. Also fuhren wir mit dem Bus zur deutschen Grenze und stiegen zum unteren Ende der Klamm ab. Naja, nicht alle: Die kleine “Prinzessin” Jule ritt auf drei edlen Rössern zu Tal, wahlweise Michael, Laura oder mir. Justus wusste alles, wirklich ALLES, über “Cars” und nuzte die Zeit, um krasse Bildungslücken bei Luisa zu schließen. Unterdessen kümmerte sich Jochen rührend um Erik, der auf Mamis Bauch festgebunden war, und Marco kämpfte tapfer mit dem Kinderwagen gegen den steinigen Untergrund.

Die Klamm bot grandiose Naturschauspiele: Die Breitach hatte sich im Laufe der Jahre eine tiefe Schlucht in den Fels gegraben und bei diversen Hochwassern allerhand Fels- und Baumgedöns in der Klamm abgeladen. Dazu gab es riesige Wassermühlen, enge Stromstellen und metertiefe Wasserbecken. Sonnenlicht gab es tief unten in der Klamm kaum, aber sagenhaftes Getöse vom Rauschen der Breitach. Schummerig schön!

Oberhalb der Klamm, wo die Breitach sanft und träge vor sich hin fließt, machten wir Päuschen an einem Park mit hunderten großen und kleinen Steinmännern. Wir ließen Steinchen springen, das Wasser spritzen und alberten ein wenig herum. Ben, Lukas, Uta und Franz-Josef blieben noch ein wenig länger dort als der Rest der Gruppe: Sie hatten den Ehrgeiz, den größten Steinmann noch zu übertreffen und bauten bei dieser Gelgegenheit dann das – ähm – ZWEITGRÖSSTE Steinmännchen an der Breitach! Wir anderen wanderten bereits gemütlich weiter zum Waldhaus, wo Thomas, der den strapaziösen Weg durch die Klamm ausgespart hatte, auf die eben Erwähnten wartete. Das Waldhaus bot nicht genug Platz zum ausruhen für uns alle und so stapften wir, nach kurzer Babywickelpause, hoch zur nächstgelegenen Busstation.

Den Abschluss des Urlaubs begingen wir gemeinsam ein letztes Mal auf der Sonna Alp. Und dann hieß es Abschied nehmen von Götzi-Mausi, “Prinzessin” Jule, der großen Jule, Néle, Justus und ihren Eltern, die die Heimreise antraten. Und vom Team der Sonna Alp, die uns bestens versorgt und tapfer ertragen hatten. Am Abend wurde dann noch mit Franz Josef abgerechnet (“Walserkarte!” – “Hier.” – “Bergabenteuer?” – “Ja.” – “Neuschwanstein?” – “Klar!” – “Dazu noch die Getränke…”) und ich war – wie die Breitach – KLAMM! Gulia, Fernando und Mark hatten schließlich noch eine ganz andere, schwere Prüfung zu bestehen: Sie machten den Zaferna-Führerschein und bestanden alle. Gott, bin ich froh, dass ich nicht musste! Ich hätte mir bestimmt, apropos klamm, vor Aufregung ‘ne feuchte Buchse geholt…

 

Der letzte Abschnitt ist dem Epilog von Jon Krakauers “In eisigen Höhen” entlehnt.
Bis auf die Grundstimmung: Krakauer heulte und kiffte (Anmerkung des Autors).

 

Die Abreise • Nachdem unser Gepäck mit Yaks vom Basislager mit dem Lift ins Tal gebracht war, kehrte ich allein zur Hütte zurück. Ich sah noch einmal vom Weg durchs Fenster in den Duschraum der Herren (so wie ein paar Tage zuvor meine Schwester, als ich dort in Shorts stand) und betrat ein letztes Mal die weiche Wiese, wo sich einst unsere Chilling-Lounge befand und Michael und ich tote Tiere gegrillt hatten. Ich genoss den Anblick des Bergpanoramas: die Touren, die wir gemacht hatten und jene, die ich auf jeden Fall und unbedingt noch machen muss. Eine kleine Gruppe von Wanderern kam um die Hütte gepilgert und fragte nach dem Weg ins Tal. Sie hatten sich verlaufen. Ich wies ihnen den rechten Weg. Ich war nun kein Greenhorn mehr.

Zurück in Westfalen kaufte ich mir ein weites Paar Turnschuh und weiche Tennissocken (mittlerweile ja wieder total en vouge auf den Laufstegen in Mailand und Paris). Es würde wohl noch ein paar Tage dauern, bis meine offenen Fersen aufhören würden zu nässen und sich endlich Schorf bildet. Dennoch spürte ich keine Schmerzen. Es überwog das Gefühl tiefer Zufriedenheit nach diesem großartigen Urlaub. Es war mein erstes Mal. Und ich werd’ es wieder tun…

Simon Teumert

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