„Ein komisches Gefühl“

Jens Berkenkamp über seinen London-Aufenthalt und weite Anreisen

Die Tischtennisfreunde Bönen haben in der Regionalliga-Hinrunde eine gute Rolle gespielt und liegen auf Rang fünf: Mit dabei war Spitzenspieler Jens Berkenkamp – und war es irgendwie doch nicht. Seit Anfang September absolviert der 26 Jahre alte Wirtschaftswissenschaftsstudent der Universität Dortmund ein Auslandssemester an der London South Bank University. Zu fünf Spielen reiste das Bönener Eigengewächs von dort aus an, um sein Team zu unterstützen. Der WA sprach mit dem gebürtigen Fröndenberger über die Pendlerstrecke von London nach Bönen, seine Rückkehr nach Deutschland und die Rückrunde in der Regionalliga, die am Sonntag mit dem Derby in Hamm beginnt.

Herr Berkenkamp, was hat Ihnen in London am meisten Probleme bereitet: Die Londoner U-Bahn zur Rushhour, das English Breakfest oder die Suche nach einem adäquaten Trainingspartner?

Berkenkamp: Das Londoner U-Bahn-Netz ist perfekt strukturiert und organisiert, selbst in der Rush Hour hatte ich so gut wie nie Probleme von A nach B zu kommen. Das englische Breakfest und die englische Esskultur sind jetzt nicht gerade meine Favoriten. Aber London ist zu meinem Glück ja international. Dem englischen Essen kann man mühelos aus dem Weg gehen. Die größten Probleme hatte ich in der Tat dabei, einen adäquaten Trainingspartner zu finden. Man glaubt es kaum, aber: Trotz der neun Millionen Einwohner gibt es in London kaum starke Spieler. Auch das Trainingszentrum der Nationalmannschaft liegt nicht in London. Man sucht die Nadel im Heuhaufen. Über Kontakte hat es dann aber doch geklappt. Ich konnte eine Trainingsstätte ausfindig machen, in der ich zweimal pro Woche mit der Nummer eins der englischen Jungen trainieren konnte.

Wie ist denn das Niveau in England? Gibt es Klubs auf deutschem Level?

Berkenkamp: Vorweg ist natürlich zu sagen: England ist keine Tischtennisnation! Das Niveau ist nicht mit dem deutschen zu vergleichen. Es ist schlechter. Die guten englischen Spieler sind alle im Ausland unter Vertrag. Für Hamm haben zum Beispiel in den vergangenen Jahren die Nationalspieler Gavin Evans und Chris Doran gespielt. Auch Englands einziger Weltklassespieler, Liam Pitchford, spielt in Deutschland – sogar in der Bundesliga. Die einheimische Liga ist deshalb nicht so stark. Übrigens wurde ich sofort beim ersten Training gefragt, ob ich nicht ein paar Spiele in der British League, der ersten Liga, machen möchte. Dann wäre ich allerdings für den Rest der Saison nicht mehr für Bönen spielberechtigt gewesen, weil es im Tischtennis keine Doppelspielberechtigungen gibt.

Sie haben in der Hinrunde fünf Spiele für Bönen absolviert, obwohl Sie in London gewohnt haben. Wie fühlt sich das an, sich freitags in Heathrow in den Flieger zu setzen, um samstags in Seligenstadt zu einem Tischtennisspiel anzutreten?

Berkenkamp: Um ehrlich zu sein: Das ist schon ein komisches Gefühl. Gerade der Doppelspieltag in Hessen (mit Spielen in Seligenstadt und Frankfurt-Preußen – Anm. d. Red.) hatte es in sich. Freitagmorgen mit dem Flieger von London nach Düsseldorf, abends in Bönen trainieren, Samstagmorgen dann auf nach Seligenstadt, in Frankfurt übernachten, sonntags dann das zweite Spiel, nach dem Spiel direkt zum Frankfurter Flughafen und zurück nach London. Und vom Flughafen zu meiner Unterkunft sind es dann auch noch mal knapp zwei Stunden. So einfach mal eben rüberkommen – das gibt es nicht, auch wenn der Flieger nur knapp eine Stunde braucht.

Wie zufrieden sind Sie mit der Hinrunde der TTF Bönen? Aus Sicht Ihrer Mannschaft, die als Tabellenfünfter überwinterte, und aus persönlicher Sicht?

Berkenkamp: Für uns als Mannschaft war die Hinrunde durchwachsen. Wir haben einige Chancen verpasst, gegen Buschhausen, Wuppertal und auch Nieder-Roden unnötig Punkte verloren. Sonst würden wir noch besser da stehen. Allerdings sind wir noch in Reichweite. Wir werden schauen, was in der Rückrunde möglich ist. Aus persönlicher Sicht bin ich mit meiner ausgeglichenen Bilanz (5:5 Siege – Anm. d. Red.) mehr als zufrieden, da ich im Vergleich zu Deutschland meinen Trainingsaufwand halbiert habe.

Wann kehren Sie fest nach Deutschland zurück?

Berkenkamp: Das Semester in London geht bis Ende Januar. Dann werde ich auch wieder komplett nach Deutschland zurückkehren – und auch wieder in jedem Spiel dabei sein.

Ihr Team könnte mit einer guten Rückrunde noch einmal ganz oben angreifen. Ist das Ihr Ziel?

Berkenkamp: In der Rückrunde werden wir vermutlich in jedem Spiel komplett antreten. Dann sind wir nur ganz schwer zu schlagen, haben in der Hinrunde in der Besetzung keinmal verloren. Wenn jeder Spieler sein Leistungsniveau abrufen kann, ist es absolut möglich, jede Begegnung zu gewinnen. Und das bedeutet natürlich, dass wir oben angreifen werden. Warum soll das auch kein Ziel sein?!

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