Mit dem Fahrrad durch die USA

Franz-Josef Hürmanns Tour über 4000 Kilometer
COLORADO SPRINGS:   Schon seit April ist Franz-Josef Hürmann auf Reisen. Der Altmeister der TTF Bönen ist mit dem Fahrrad und einem Containerschiff zu den SeniorenWeltmeisterschaften in Las Vegas gereist, bei denen er im Juni zwei Medaillen holte (der WA berichtete). Für den Bönener war seine Reise damit aber noch längst nicht beendet.
Denn nach dem Turnier machte er sich auf zu einer Tour durch die USA, in denen er in den 70er Jahren selbst für einige Zeit lebte. Mittlerweile ist Hürmann die größte Herausforderung seines mehr als halbjährigen Abenteuers angegangen: Er will die Vereinigten Staaten von Amerika von Westen nach Osten mit dem Fahrrad durchqueren, ehe er von der Ostküste mit dem Schiff nach Deutschland zurückkehrt.
„Bisher genieße ich die Tour sehr“, erzählt Hürmann, der sich vor zwei Wochen „auf den großen Treck nach Osten“ gemacht hat, wie er es nennt. Startpunkt war Provo im US-Bundesstaat Utah, wo Hürmann seinen Sohn Noel besucht. Provo befindet sich knapp 1000 Kilometer entfernt von der Westküste der USA, aber auch von dort sind es noch knapp 4000 Kilometer, bis im Osten der Atlantik auftaucht.
Von Provo ist Hürmann mittlerweile bereits mehr als 1000 Kilometer davon gestrampelt, 800 davon durch die Rocky Mountains. „Dort bin ich mit fast 4000 Metern den höchsten Pass meines Lebens gefahren“, erzählt der Bönener. „Ich musste drei Stunden lang viel schieben, die Strapazen sind manchmal immens.“
Aber sie lohnen sich: Die kilometerlangen Abfahrten seien pure Freude, sagt Hürmann, und der Anblick großartig. „Die Rockies sind riesige rollende Hügel, abgerundet von den Eiszeiten und Erosion. Auf den Hochebenen mit Farmen so groß wie ganz Bönen“, berichtet Hürmann.
Mittlerweile hat Hürmann die Berge hinter sich gelassen – und er hat in der Zwischenzeit auch wieder zum Tischtennisschläger gegriffen. „Ich bin drei Tage in Colorado Springs, rund 100 Kilometer südlich von Denver, geblieben und habe dort einige Tischtennisspieler getroffen, bei denen ich unterkommen konnte.“ Seit der WM im Juni hatte der Landesligaspieler der Bönener seinen Schläger kaum in der Hand gehabt. „Das hat schon wieder Spaß gemacht.“ Es könnte nicht das letzte Mal auf seiner Reise gewesen sein, dass er am Tisch steht.
Derzeit befindet sich Hürmann auf seiner knapp 1000 Kilometer langen Route durch Kansas. „Wie man mir versicherte, ist das der langweiligste und drögeste Staat der USA“, so Hürmann. Aber immerhin einer ohne Berge. Und in der Hauptstadt Kansas City hofft Hürmann auf eine lebhafte Tischtennis-Community.
Die eigentlichen Herausforderungen warten auf Hürmann in den nächsten Wochen aber nicht an der Platte, sondern im Sattel: Ich bin guter Dinge, das Wetter ist ideal zum Radfahren“, sagt er. „Leider mit Wind aus Osten, sodass der Druck auf die Pedale nicht nachlässt. Das möge sich bis zum Atlantik doch bitte noch ändern.“
Denn die Küste bleibt in einigen Wochen das Fernziel des 68-Jährigen. „Wenn ich irgendwo in Missouri den Mississippi überquere, habe ich die Hälfte schon geschafft.“    jan