„Was Corona nicht schafft…“

TTF nervt lahme Hallensanierung / Termindruck Verwaltung nicht mitgeteilt.
Bönen – Wenn Walter Darenberg schnell aus der Fassung zu bringen wäre, hätte er es in seinem Sport wohl nicht weit gebracht. Doch zwei Corona-Jahre haben schon an dem Nervenkostüm gezerrt, ohne das kein Tischtennisspieler an der Platte bestehen kann. Zudem plagen den Trainer und Geschäftsführer der Tischtennis-Freunde (TTF) Bönen seit Monaten die Einschränkungen durch den Rohrbruch in der Spielstätte. „Was Corona nicht geschafft hat, schafft jetzt die Gemeinde Bönen“, schimpft Darenberg über den anhaltenden Verzug der Sanierung der Pestalozzi-Halle.

Seit dem 21. September (Darenberg: „Den Tag werde ich nie vergessen.“) arrangierten sich die etwa 80 Aktiven in den 13 Mannschaften mit der Teilsperrung der Halle auf eine Hälfte, den Trocknungsarbeiten, Erneuerung der Wasser- und Heizungsinstallation und der Sanierung der Umkleiden – und dem damit einhergehenden Dreck.

„Solange dort kein Schulsport stattfindet, kommt die Gemeinde für die Reinigung nicht auf. Das stellt uns vor erhebliche Probleme“, berichtet Darenberg. Denn die Baustelle sorge für reichlich Dreck. „Wir haben schon Matten ausgelegt, damit wir in die Halle kommen, ohne viel mitzuschleppen.“ Denn entgegen der Ansagen von Oktober sei der Fußboden im Vorraum bis heute nicht wieder hergestellt „und der ganze Dreck liegt immer noch in derselben Ecke.“

Über Boden und Bälle gelange der Staub trotz Reinigung in Eigenregie auf die empfindlichen Beläge der Schläger. „Da kostet eine Seite um die 50 Euro, das geht ins Geld.“ Und dann diese nicht enden wollende Geduldsprobe Sanierung: „So laufen uns langsam die Leute weg. Ich fürchte, dass wir zum Saisonstart im September die Mannschaften nicht wieder zusammenkriegen.“

Mit sechs Herren-, zwei Damen- und fünf Jugendmannschaften waren die TTF am Start, bevor alles anders wurde. In den obersten NRW-Ligen und mit gutem Nachwuchspotenzial. „Wir haben die größte Jugendabteilung im Kreis“, so der Trainer.

Und die Jugendlichen ab 15 und 18 Jahren sind es, die sich an diesem Wochenende für die Titelkämpfe der Westdeutschen Meisterschaften als Station zur Deutschen Meisterschaft in der Pestalozzi-Halle qualifizieren wollen. Daher hat Darenberg intensiv beobachtet, wie es mit den Arbeiten in der Umkleide voranging und sich gefreut, als es von den Handwerkern Freitag hieß: „Waschenbecken montiert – fertig.“

Zu früh gefreut, wie Darenberg moniert. Aber: Es ist zwar so, dass die Gemeinde tatsächlich mitgeteilt hat, dass die Umkleiden noch zu reinigen und daher diese Woche nicht verfügbar seien. Doch da kommen zugleich Aspekte auf, die ein anderes Licht auf die Sache werfen: „Von einem Turnier haben wir nichts gewusst“, betonte Bürgermeister Stephan Rotering mit Verweis auf den E-Mail-Kontakt mit den TTF.

Mit dem Kasednwart Jens Topel und 2. Vorsitzenden Andreas Klösel hatten die Bauabteilung und die Verantwortlichen für die Reinigung Kontakt. Da war von dem Wettbewerb am Wochenende oder Dringlichkeit keine Rede. Die Anfrage galt der Verfügbarkeit der Umkleide allgemein, zudem fragte der Vorstand, ob er am 10. April in die Halle könne.

„In der Sache ist es so, dass am Montag die Silikonfugen gezogen wurden und vor der Reinigung austrocknen müssen“, erläuterte der Bürgermeister. Auch seien noch die Seifenspender zu montieren, daher sei nachvollziehbar noch keine Freigabe zur Reinigung erfolgt. Aber: „Wäre bekannt gewesen, dass ein Turnier (…) stattfinden soll, so hätte der Fachbereich sicherlich versucht, es möglich zu machen.“

Rotering räumt ein, dass die Situation durchaus unbefriedigend, die Gemeinde aber von den Handwerkern abhängig sei. Im Umgang mit den Sportlern habe sein Haus aber beherzigt, was er nach den Irritationen über den Umgang mit dem Wasserschaden an der Goethe-Halle versprochen habe. Über den Bauzustand sei laufend informiert worden. „Wir haben ja nichts zu verbergen.“ Auch verstehe es die Gemeinde als Entgegenkommen, dass dem Verein die Teilnutzung ermöglicht werde, statt die Halle ganz zu sperren. Damit gehe aus Kostengründen aber einher, dass keine Reinigung erfolge, solange kein Schulsport stattfinde. Eine Ausnahme sei die schon wöchentliche Reinigung einer Toilette durch die Gemeinde.

Nach erfolgloser Warmlufttrocknung hat die Gemeinde inzwischen den Boden im nassen Teil der Halle öffnen und die Dämmung entfernen lassen. Die geplante Wiederherstellung wurde nun von einer schlechten Nachricht durchkreuzt .

Auch das noch: Fäkalbakterien in der Wasserprobe
Mit etwas Pech kommt’s noch dicker an der Pestalozzi-Halle: Zu Wochenbeginn kam das Ergebnis der Wasserbeprobung aus der durchnässten Dämmung bzw. dem Holzaufbau des Hallenbodens. Nach Auskunft der Verwaltung sind dabei Fäkalbakterien festgestellt worden. Der Bauhof ist beauftragt, die Abwasserleitungen zu prüfen. Am Freitag wird die Rückmeldung erwartet, ob der Bauhof dies übernehmen kann, ansonsten werde unmittelbar eine Firma beauftragt. Je nach Ergebnis – bei Undichtigkeiten oder schlimmstenfalls Grundwassereintritt – müsse die Halle wieder komplett gesperrt werden.  bkr