INTERVIEW : Hürmann über die Atmosphäre bei der EM und seine Bronzemedaille
Seine Satteltaschen waren auf der Rückreise voller als auf der Hinreise: Franz-Josef Hürmann hat bei den SeniorenEuropameisterschaften in Helsingborg die Bronzemedaille im Einzel der Herren 65 gewonnen. Damit feierte der ehemalige Bundesligaspieler in Südschweden einen seiner größten Erfolge im Seniorentischtennis.
Die Anreise zur EM, mit über 2500 Teilnehmern eines der größten Turniere der Welt, bestritt der TTF-Spieler wie schon bei den Europameisterschaften 2015 im finnischen Tampere zu großen Teilen mit dem Fahrrad. Im Gespräch mit Jan Lüke erzählt Hürmann über seinen Dauerrivalen, den Dänen Claus Pedersen, die Atmosphäre bei der EM – und über die kommende Senioren-WM in Las Vegas.
Herr Hürmann, Sie waren nur zwei Siege vom EM-Titel entfernt. Haben Sie sich auch kurz über eine verpasste Chance geärgert? Oder konnten Sie sich gleich über die Medaille freuen?
Franz-Josef Hürmann: Ich bin unglaublich zufrieden mit dem dritten Platz – gar keine Frage.
Gegen Claus im Halbfinale war auch diesmal nicht viel drin.
Hürmann: Er ist noch immer ein ziemlich kompletter Spieler, langsamer als früher, aber mit einem sehr guten Topspin und enorm ballsicher gegen mein Abwehrspiel. Aber es war knapper als vor zwei Jahren in Tampere (dort war Hürmann im Achtelfinale gegen Pedersen chancenlos, Anm. d. Red.).Sehr knapp sogar.
Hürmann: Na ja, der Schiedsrichter hat es wohl gut mit mir gemeint. (lacht) In den Ergebnislisten taucht das Spiel mit einer tatsächlich knappen 1:3-Niederlage auf. Eigentlich war es aber ein 0:3. Aber im ersten Satz hatte ich einen Satzball. Vielleicht wäre was drin gewesen, wenn ich den genutzt hätte.
Claus Pedersen ist einer Ihrer alten Weggefährten, er hat auch beim TTC GW Bad Hamm gespielt. Bekannte Gesichter aber werden Sie in Helsingborg ja einige getroffen haben.
Hürmann: Ja, das ist so. Die Senioren-EM ist ein großes Happening, man begegnet vielen Freunden von früher. Und auch anderen, die alle zwei Jahre zu der EM reisen und die man von dort kennt. Gerade die Ü65-Klasse ist unglaublich beliebt.
Warum das?
Hürmann: Ach, das hat einen ganz praktischen Grund: In dem Alter sind fast alle Rentner – und die haben ja Zeit. Dann machen die sich gerne auf den Weg, um etwas zu erleben. Diesmal sind viele mit dem Wohnmobil gekommen.
Und Sie wieder mit dem Fahrrad?
Hürmann: Ja, zumindest einen großen Teil der Strecke. Ich bin mit dem Rad nach Bremen, habe dort einen meiner Söhne besucht, dann ging es weiter nach Hamburg, wo Freunde von mir leben. Von dort wie vor zwei Jahren nach Travemünde zur Fähre. Angelegt habe ich in Trelleborg, von dort aus waren es nur noch knapp hundert Kilometer bis Helsingborg. Insgesamt waren die Distanzen aber überschaubar diesmal. Ich hatte am Ende knapp 700 Kilometer auf dem Tacho.
Wie kann man sich eine Senioren-EM vorstellen? Ist das eher Breitensport oder noch Leistungssport?
Hürmann: Eine Mischung aus beidem. Von den 2500 Teilnehmern spielt vielleicht die Hälfte auf keinem sonderlich hohen Niveau. Die haben einfach Spaß am Spiel und an der Atmosphäre. In der Spitze aber sind die Spielstärken enorm. Gerade bei den Jungsenioren geht es richtig zur Sache. In Summe ist das eine wunderbare Veranstaltung.
Sie planen also schon für die nächste EM in zwei Jahren.
Hürmann: Erstmal ist im nächsten Jahr die WM in Las Vegas. Mein anderer Sohn wohnt ganz in der Nähe, in Provo im Bundestaat Utah. Das könnte man gut verbinden, dann allerdings mit einer längeren Reise. Ich muss mir nur noch überlegen, wie ich dort hinkomme…
Wohl nicht mit dem Fahrrad.
Hürmann: (lacht) Wer weiß…