TISCHTENNIS Endgültiges Aus für Zelluloidbälle ab 2019
Die Tischtennisfreunde Bönen haben ein neues Spielgerät. „Für einen Laien ist der Unterschied eigentlich nicht zu erkennen“, sagt TTF-Trainer Walter Darenberg. Noch immer sind die Tischtennisbälle, die zu Hunderten durch die Bönener Pestalozzi-Sporthalle fliegen, klein und weiß.
Doch seit einigen Wochen sind sie nicht länger aus Zelluloid. Ab der kommenden Saison, die Anfang September beginnt, spielen die Bönener mit Bällen aus Plastik. Wie viele andere Vereine wechselt der Klub aus Bönen in diesem Sommer für den Trainingsund Wettkampfbetrieb komplett auf neues Material.
Wirklich neu sind Plastikbälle im Tischtennis allerdings längst nicht mehr. Bei den Profis wurden sie bereits vor sechs Jahren eingeführt, nach den Olympischen Spielen von London 2012. Seitdem wird bei internationalen Turnieren und in professionellen Ligen verpflichtend damit gespielt.
Als Grund für den Umstieg waren die Risiken bei Herstellung und Transport der alten Bälle angeführt worden, die Kunststoffverbindung Zelluloid ist hochentzündlich und explosiv. Nicht wenige vermuteten hinter der Entscheidung im Jahr 2011 allerdings auch wirtschaftliche Interessen der einflussreichen Produzenten. Die Umstellung sorgt seitdem für Nebengeräusche. „Bei den Amateuren gab es seit der Einführung des Plastikballs ein großes Durcheinander“, sagt Darenberg.
Der Deutsche Tischtennis-Bund (DTTB) hatte zunächst von einer verbindlichen nationalen Regelung abgesehen. „Das hat dazu geführt, dass am Anfang erst mal alle beim Zelluloidball geblieben sind“, erklärt Darenberg. Die Gründe waren simpel: Die neuen Bälle waren unrund und von kurzer Haltbarkeit, dafür aber deutlich teurer. „Die Qualität war unterirdisch. Warum sollte man da wechseln?“, erinnert sich Darenberg. Vor der Saison 2013/ 2014 hatte die erste Mannschaft der TTF einen Versuch gestartet, ihre Meisterschaftsspiele, damals noch in der Regionalliga, mit Plastikbällen auszutragen. Nach wenigen Wochen verabschiedeten sich die Spieler von dem Gedanken. Die Spieleigenschaften der Bälle waren miserabel. Und zudem wurde jedes Auswärtsspiel mit Zelluloidbällen zum Nachteil.
Unterschiedliches Spielverhalten Zelluloid- und Plastikbälle sehen zwar fast gleich aus, spielen sich aber unterschiedlich. „Die Plastikbälle nehmen etwas weniger Rotation an“, sagt Darenberg. Sie sind minimal schwerer und ihre Oberfläche glatter. „Und der Absprung ist anders“, so Darenberg. Das bedarf einer Eingewöhnung beim Wechsel von Zelluloid- auf Plastikbälle. Die mussten Tischtennisspieler in den Amateurspielklassen in den vergangenen Jahren regelmäßig leisten.
„Vereine konnten machen,was sie wollten“, sagte Darenberg. Und das taten sie auch: Die einen nahmen weiterhin Zelluloid, andere spielten schon Plastik. Auf Turnieren wurde hingegen meist mit Plastik gespielt. „Dass man so lange gewartet hat, um die alten Bälle zu verbieten, war ein Fehler“, sagt Darenberg. Erst im November 2016 sprach sich der Bundestag des DTTB für eine finale Regelung aus: Zwar ist auch in der kommenden Saison noch ein Mischbetrieb möglich, doch spätestens mit der Saison 2019/2020 verlieren Zelluloidbälle ihre Zulassung für den deutschen Ligaspielbetrieb.
“Die meisten Vereine werden aber in diesem Sommer wechseln“, glaubt Darenberg. Schon seitdem das Ablaufdatum terminiert worden ist, wurde es immer schwieriger, Zelluloidbälle in ausreichender Menge und Qualität zu bekommen. „Als wir im Frühjahr noch mal bestellen mussten, war das gar nicht einfach“, sagt Darenberg, der sich schon vor einigen Jahren einen geregelten Übergang auf Plastikbälle gewünscht hätte. „Das hätte an der Basis für weniger Unruhe gesorgt.“ Obwohl die Bälle mittlerweile besser geworden sind: Die Skepsis gegenüber dem neuen Spielgerät ist nach wie vor groß.
Nicht so in der Pestalozzi- Sporthalle in Bönen. „Weil unsere Jugendlichen ihre Turniere schon länger mit Plastikbällen bestritten haben, haben wir die im Training schon manchmal benutzt“, sagt Darenberg. Die Restbestände an Zelluloidbällen seien bei den TTF mittlerweile klein. „Die brauchen wir im Training auf“, sagt Darenberg.
Zudem hatte sich die sechste Mannschaft der Bönener in der 2. Kreisklasse Interesse bekundet, mit den letzten Exemplaren der Zelluloidbälle weiterzumachen. Wenn schließlich auch der letzte der alten Bälle irgendwann in den nächsten Monaten zerbrochen sein wird, ist das Zelluloid-Zeitalter bei den TTF Bönen beendet. „Tischtennis ist und bleibt aber immer noch Tischtennis“, sagt Darenberg und lacht.